Die tiergestützte Pädagogik ist eine immer häufiger angewendete Behandlung für Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichen Problemen, die in verschiedenen Kontexten eingesetzt wird. So trifft man Tiere im Klassenzimmer, spezifischen Präventionsprogrammen oder als Mitarbeiter von Psycho-, Physio-, Ergotherapeuten oder Logopäden in Praxen.
Die Tiere sollen die Kinder motivieren oder ablenken, ihnen Freude bereiten oder helfen, zu lernen oder bestimmte Symptome zu reduzieren. Denn zwischen einem Tier und Kind kommt meist schnell und unverfälscht eine Beziehung zustande. Ausgebildete Therapietiere geben Kindern eine direkte Rückmeldung auf ihr Verhalten, bewerten sie dabei aber nicht! Sie reagieren authentisch und entsprechend ihrer Bedürfnisse, Instinkte und Gewohnheiten. Hält ihr „Spielpartner“ sich an ihre „Regeln“, ist das Tier ein verlässlicher und vorhersehbarer „Spiegel“. Bei der Arbeit mit Tieren kann das Kind sich selbst als kompetent und wirksam erfahren. Es kann lernen adäquater mit seiner Umwelt und anderen Menschen in Interaktion zu treten. Und wenn es mal nicht so gut mitmacht, steht auf einmal nicht mehr das „Menschen-Problem“ im Vordergrund, sondern das Tier!
Zahlreiche Fallbeispiele und Publikationen zeigen, dass tiergestützte Pädagogik bei Kindern in ganz unterschiedlichen Settings möglich und erfolgreich ist und Tiere auch in Therapien eingesetzt werden können, sofern gewisse Grundlagen beachtet werden. Als „Grundlage“ verlangt der Islam von uns Menschen, Barmherzigkeit, Freundlichkeit gegenüber und angemessene Pflege und Haltung von Tieren. Außerdem verbietet er alle Taten, die Tieren schaden können und jegliche Gewalt gegenüber Tieren.
In einer Überlieferung nach Bukhari und Muslim berichtet Abu Huraira, dass ein durstender Mann, in einen Brunnen herabklettert, um seinen Durst zu stillen. Als er wieder hinausklettert, sieht er einen durstenden Hund vor dem Brunnen. Also klettert er wieder hinunter, um dem Hund Wasser zu holen, und dessen Durst zu stillen. Aufgrund dessen, erhält er von Allah seine Sünden erlassen, denn man erhält eine Belohnung, wenn man anderen Lebewesen Gutes tut. Genauso funktioniert heutzutage auch die praktische Umsetzung der tiergestützten Pädagogik: die Kinder bekommen die Möglichkeit, auf unterschiedliche Weise zu den Tieren Kontakt aufzunehmen, sie zu beobachten, zu streichen und zu versorgen. Ziel der tiergestützten Pädagogik ist vorhandene Ressourcen des Kindes zu stärken und unzulänglich ausgebildete Fähigkeiten zu verbessern.
Eine wachsende Zahl an Studien etwa belegt, dass durch tiergestützte Pädagogik bei Kindern und Jugendlichen motorische Funktionen, Motivation, Konzentration und Sozialverhalten verbessert werden können, sowie eine Verringerung von Stress, Angst und Schmerzen erzielt wird (Erwin Breitenbach in Sonderpädagogische Förderprogramme im Vergleich, W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart, 2008).
Zehra Arslan
Ayasofya Nr. 64