Bahrain – der arabische Inselstaat
Selma Öztürk
Das Königreich Bahrain gehört zu den sechs (arabischen) Golfstaaten und ist ein kleiner Inselstaat, bestehend aus insgesamt 33 Inseln, die nicht alle bewohnt sind. Die Einwohnerzahl von Bahrain beträgt ca. 1.000.000 Menschen, wovon fast die Hälfte Ausländer sind. Neben der Amtssprache Arabisch spricht die Bevölkerung auch Englisch als Bildungs– und Handelssprache. Persisch und Urdu werden in dem Land ebenfalls gesprochen. Mit der Hauptstadt Manama hat das Land eine konstitutionelle Monarchie als Staatsform, daneben auch noch eine Regierung, die unter der Aufsicht des Staatsoberhauptes liegt. Bahrain bedeutet im Arabischen „Zwei Meere“. Die Fläche des Landes ist teilweise durch künstliche Aufspülung entstanden. Umfangreiche Landaufschüttungen werden noch fortgesetzt.
Die Staatsreligion ist Islam, wobei Bahrain bezüglich seiner Bevölkerung eine Besonderheit aufweist: Heute wird die Zahl der Muslime weltweit auf ca. 1,5 Mrd. geschätzt. Von der muslimischen Weltbevölkerung ist die absolute Mehrheit sunnitisch, nur ein geringer Teil schiitisch. Bahrain gehört allerdings zu den drei einzigen Ländern auf der Welt (neben dem Iran und Irak), deren Staatsbevölkerung mehrheitlich schiitisch ist. Heute beläuft sich die Zahl der Schiiten in Bahrain auf 70%, die Zahl der Sunniten hingegen auf 30%. Trotz dieses Zahlenverhältnisses wird das Land von den Sunniten regiert. Es gibt Stadtviertel, die nur von Sunniten und nur von Schiiten bewohnt sind. In den schiitischen Stadtvierteln sieht man auf den Straßen, an den Fenstern und Türen schwarze Flaggen hängen, als Symbolfarbe. Der Gebetsruf (Ezan) wird nach den Sätzen „Eschhedu enla ilahe illah, eschhedu enne Muhammedun Rasulullah“ mit dem zusätzlichen Satz „Eschhedu enne Ali yul veliyullah“ ergänzt.
Zu den berühmten Sehenswürdigkeiten bzw. Attraktionen gehören nicht nur die Formel -1 Strecke, die südlich des Landes angelegt ist, sondern auch Das Nationalmuseum und das berühmte Bait – al – Qur`an Museum, das Haus des Qur`an. Bait al-Qur’an, zeigt ungewöhnliche Exemplare des Qur`an (das Kleinste, das Älteste, etc.) Weitere Sehenswürdigkeiten sind das Haus des Perlenhändlers, Bait as-Siyadi und das ehemalige Herrscherhaus, Bait Isa bin Ali.
Die größte und berühmteste Moschee in Bahrain ist die Ahmad –al – Fateh Moschee. Die Moschee und das Islamische Zentrum werden von dem Ministerium für Justiz und Religiöse Angelegenheiten verwaltet. Die Moschee öffnet ihre Pforten täglich (ausgenommen am Freitag) von morgens 9.00 Uhr bis nachmittags 16.00 Uhr den (nichtmuslimischen) Touristen. In der Al – Fateh Moschee wird den Touristen eine kostenlose Moscheeführung angeboten. Ohne Begleitperson darf die Moschee nicht besichtigt werden. Die Gäste besuchen die Moschee in angemessener Kleidung, wobei die Damen eine Abajah und ein Kopftuch tragen. In der Al – Fateh Moschee bekommen die Besucher die Möglichkeit, sich nicht nur über die Moschee zu informieren, sondern auch über den Islam und die Muslime. Es werden Gespräche und Diskussionen geführt, Bücher verschenkt und Kontakte auf Wunsch beibehalten. Darüber hinaus hat die Moschee noch eine umfangreiche Bibliothek.
Die Ahmad al – Fateh Moschee wird tagtäglich von zahlreichen Touristen aus aller Welt besucht. Es sind überwiegend Europäer, aber auch Amerikaner, sowie Menschen aus dem fernen Osten. Die Statistiken zeigen allerdings, dass die Zahl der deutschen Touristen am höchsten ist und stetig zunimmt. Deshalb wird in der Al – Fateh Moschee die Moscheeführung aufgrund der Notwendigkeit neben der englischen Sprache seit einigen Jahren auch auf deutscher Sprache angeboten. Insbesondere wenn die Schiffe an bestimmten Tagen nach Bahrain kommen – wie die AIDA oder COSTA – erwartet die Moschee eine Besucherzahl von mehreren hundert Menschen.
Die Erfahrungen, die man mit den nichtmuslimischen deutschen Besuchern macht, sind im Grunde genommen dieselben, die man in Deutschland erlebt. Einige sind sehr offen und suchen das aufrichtige Gespräch. Sie fragen interessiert und sind sehr erstaunt über ihre Unkenntnis bzw. falsche Kenntnis über den Islam. So z. B. über den Glauben der Muslime an Jesus als Prophet und das 19.Kapitel des Qur`an (Suret al Meryem), seiner Mutter. Andere sind bezüglich der Informationen über den Islam desinteressiert und wünschen lediglich Informationen über die Moschee und ihre Architektur. Andere kommen wiederum mit ihren vorgefestigten Meinungen, beladen mit Vorurteilen und manchmal auch mit Aggressionen. In der kurzen Zeit gelingt es einem als Moscheeführer selbstverständlich nicht und nicht immer, diesen Standpunkt zu verschieben und die Missverständnisse zu beheben. Die Eindrücke, die die Gäste hinterlassen, sind somit von verschiedener Art.
Doch manchmal hat man als Moscheeführer den Eindruck, dass man ihnen schon einen kleinen Spalt geöffnet hat, in ihnen eine gewisse Neugierde erweckt hat und sie dadurch vielleicht doch dazu verleitet werden konnten, sich mit dem Thema „Islam und Muslime“ genauer auseinanderzusetzen. Allahu a`lem!
Selma Öztürk
oeztuerk.s@gmx.de
Publiziert in der Ayasofya 35, 2011