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Suret- ul Ihlas – Die Reinheit des Glaubens – Ayasofya Zeitschrift – Die Zeitschrift für Wissenschaft, Integration und Religion

Suret- ul Ihlas – Die Reinheit des Glaubens

Suret- ul Ihlas – Die Reinheit des Glaubens

 

Selma Öztürk

 

Das Kapitel Ihlas ist das 112. Kapitel des Qur`an. Es ist eine frühe mekkanische Surah und besteht aus wenigen Versen, insgesamt vier. Obwohl sie aus nur vier Versen besteht, hat sie eine schwerwiegende Bedeutung und starke Gewichtigkeit. So wird nach vielen Hadithen (Ahadith) des Propheten (a.s.) berichtet, dass dieses Kapitel gleichwertig einem Drittel des gesamten Qur`an ist. Es sind nur wenige Worte, doch haben sie viel Aussagekraft und Gewicht. Denn in diesem Kapitel wird die Einheit Allahs (Tavhid) beschrieben. Der Monotheismus wird hier stark zum Ausdruck gebracht. Ebenso wird Allahs Einzigartigkeit, seine Einmaligkeit und seine Unvergleichbarkeit verdeutlicht.

 

Zunächst ist anzumerken, dass diese Surah – wie auch die beiden Folgesuren und diverse andere Verse im Qur`an – mit dem Wort „Gul“ eingeleitet wird. „Gul“ bedeutet im Arabischen: „Sag““ oder „Sprich!“. Es handelt sich um ein Verb stammend aus der Wurzel GAF-VAV-LAM und ist ein Imperativ, eine Befehlsform im Singular maskulin. Diese grammatikalische Regel wird im Arabischen EMR genannt. Fraglich ist an dieser Stelle, warum Allah bestimmte Verse (Ayah) mit dem Wort „Gul“ einleitet. Denn mit diesem Wort ist der Gesandte Gottes angesprochen. Er soll die Verse sprechen und sagen, die Allah ihm offenbart. Doch gilt dies auch für die anderen Verse und dem gesamten Qur`an. Auch diese soll der Prophet in ihrer ihm offenbarten Form wortgenau wiedergeben. Der Imperativ richtet sich aber nicht nur an den Propheten Muhammed (a.s.). Er ist zwar der unmittelbare Adressat. Mit diesem „Gul“ sind aber auch mittelbar die Muslime angesprochen, wie die ganzen restlichen Verse des Qur`an auch. Nun stellt sich die berechtigte Frage, warum Allah- u Teala einige Verse mit dem Wort „Gul“ einleitet, wenn sein Gesandter doch den gesamten Qur`an „aussprechen“ soll? Der Grund dieser bestimmten Einleitungsart der Verse liegt darin, dass der Inhalt der Verse, die mit „Gul“ eingeleitet werden, eine besondere Bedeutung hat. Die Inhalte, die Allah-u Teala besonders hervorheben und betonen will, leitet er somit mit dem Imperativ „Gul“ ein.

 

Deshalb kann man dieses Kapitel auch als eines der wichtigen Kapitel des Qur`an bewerten, was im Umkehrschluss selbstverständlich nicht heißt, dass die anderen Kapitel bzw. Verse, die nicht unbedingt mit „Gul“ beginnen, weniger wichtig sind.

 

Allah offenbart seinem Gesandten, dass Er der Eine und Einzige ist (EHAD). Hier kommt sehr stark zum Ausdruck, dass es nur einen einzigen Gott (TEVHID) gibt und dass er eine unvergleichliche Persönlichkeit ist, nur dem die Anbetung zu würdigen ist.

 

Da er eben einzigartig ist, kann man Ihn auch mit nichts vergleichen. Seine Unvergleichbarkeit führt dazu, dass wir Menschen in unserem beschränkten und begrenzten Vorstellungsvermögen und in unserer menschlichen Wahrnehmungsfähigkeit keine Möglichkeit haben, uns ein Bild und eine Vorstellung von Ihm zu machen. Seine Unvergleichbarkeit führt auch zu seiner Unbeschreiblichkeit.

 

Allah ist nicht nur AHAD, also Einzig, sondern auch SAMED. Samed gehört zu den 99 Schönen Namen Gottes (Esma ul Husna) und wird nur ein einziges Mal im Qur`an an eben dieser Stelle erwähnt. Das Wort SAMED kann laut Qur`angelehrten viele Bedeutungen haben. Nach der überwiegenden Ansicht wird SAMED allerdings als der Ewigwährende, die unverursachte Ursache alles Seienden definiert. Aber auch als der Unabhängige, der Unangewiesene, der von nichts abhängt und auf keinen angewiesen ist, wohingegen alles von Ihm abhängt und auf Ihn angewiesen ist.

 

Der dritte und somit vorletzte Vers mit den Worten „ Er zeugt nicht und wurde nicht gezeugt.“ oder „Er gebärt nicht und wurde nicht geboren.“ gibt eine klare Antwort auf viele Fragen, unter Anderem auch auf die Trinitätslehre, also die Dreifaltigkeit Gottes nach dem christlichen Glaubensverständnis. Diese Ayah gibt offen zu verstehen, dass Gott Gott ist und in seiner göttlichen Eigenschaft keine menschlichen Merkmale in sich trägt. Er ist eben der Schöpfer, der Kreierende, aber weder Vater, noch Sohn. Folglich ist jegliche Vaterschaft zurückzuweisen. Und da Ihm auch der letzten Aussage zufolge nichts gleichzusetzen ist (KUFUV), darf man Ihn auch nicht vergleichen; denn niemand ist Ihm gleich. Somit kommen auch weder figurative Darstellungen Gottes, noch abstrakte Symbole zu seinem Wesen in Betracht. Deshalb ist es für uns Menschen gänzlich untersagt und nicht gestattet, Allah nach unserem eigenen Abbild vorzustellen. Diese Vorgehensweise wäre eine blasphemische Handlung und würde somit zur Gotteslästerung führen.

 

Wichtig hierbei ist noch einmal das Verb Zeugen bzw. Gebären. Dieses Verb ist Allah absolut fremd und mit seinem Wesen nicht vereinbar. Das Verb „zeugen“ ist ein Verb, das nur zu Menschen, bzw. Lebewesen passt. Also lediglich auf Geschöpfe, aber nicht dem allmächtigen Schöpfer angewendet werden kann. Spricht man von Geburt setzt diese immer einen Beginn, also einen Anfang voraus. Allah ist hingegen Al – Evvel und Al – Achir. D.h. er hat keinen Anfang und kein Ende. Da er keinen Anfang hat, kennt er somit auch keine Geburt. Gleichzeitig heißt Geburtsvorgang auch Entwicklung. Ab seiner Geburt muss sich etwas entwickeln. Das würde bedeuten, dass Allah sich ab seiner Geburt entwickeln müsste. Entwicklung bedeutet wiederum Unvollkommenheit. Und die Vorstellung, dass Allah-u Teala unvollkommen ist oder sein könnte, ist für einen gläubigen Muslim unvorstellbar und widerspricht den islamischen Glaubensinhalten (Aqida). Genauso wie es nach einer Geburt einer Entwicklung bedarf, war ebenso vor einer Geburt ein Nichtsein. Das würde wiederum bedeuten, dass es sich um eine vorherige Nichtexistenz und um Nichtsein handelt.

 

Schaut man sich den Inhalt des Kapitels IHLAS nun erneut an und geht ihn gedanklich Stück für Stück noch einmal durch, wird man verstehen, warum er einem Drittel des Qur`an gleichgestellt wird.

 

Der Offenbarungsgrund (Sebeb- ul Nuzul) der Surat- ul Ihlas und der historische Hintergrund war folgender: Der Gesandte Gottes wurde eines Tages von den mekkanischen Nichtmuslimen (Muschrikun) nach seinem Gott befragt. Sie wollten wissen, wer sein Gott sei, wem er ähnelt und woraus er denn bestehe. Ob er aus Gold oder Kupfer sei. Daraufhin wurden diese kostbaren Verse offenbart und Allah gab ihnen durch seinen Propheten die Antwort auf ihre offenen Fragen, dass er eben Allah ist, unvergleichbar und unbeschreiblich.

 

Einem Hadith zufolge soll man diese Sura immer beim Eintreten des Hauses aufsagen. Sie schenkt dem Haus reichlich Segen (berekah) und schützt die Hausbewohner vor Armut und Ärmlichkeit. Solche freudigen und einfach praktikablen Sunnah – Vorschriften geben dem gläubigen und stets hoffenden Muslim Möglichkeiten, sein Leben islamgerecht zu gestalten und vereinfachen seinen Lebensalltag. Der Mensch muss nur Gebrauch davon machen.

 

Des Weiteren wird berichtet, dass der Gesandte Gottes (a.s.) diese Sura stets in seinem Sunna – Gebet des Morgengebetes rezitierte. Den ersten Rekah (Einheit) verrichtete er mit Suret – ul Ihlas, den zweiten Rekah mit Suret – ul Kafirun.

 

Selma Öztürk

oeztuerk.s@gmx.de

Publiziert in der Ayasofya 36, 2011

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