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Basilikumsoße mit Paprika und die aktuellen Merkmale eines „Islamisten“ – Ein satirisches Experiment – Ayasofya Zeitschrift – Die Zeitschrift für Wissenschaft, Integration und Religion

Basilikumsoße mit Paprika und die aktuellen Merkmale eines „Islamisten“ – Ein satirisches Experiment

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Mit einer „Ermittlung von Radikalisierungsmerkmalen“ möchten einige Behörden der Gefahr des bösen, gemeinen, gefährlichen, allumfassenden „islamistischen Extremismus“ entgegenwirken.  So hören wir immer und immer wieder mit der gleichen rauen Stimme: „Vom ‚islamistischen Extremismus’ geht nach wie vor die größte Bedrohung für unsere Gesellschaft aus.“ Tja, die Rechtsextremisten und deren Hintermänner lassen grüßen. Nein, sie lassen nicht nur grüßen, sie sind auch aus ganzem Herzen dankbar für derlei Aussagen. Denn so spricht die gesamte Republik von den „Islamisten“, die ja scheinbar überall lauern sollen: In der Nachbarschaft, auf der Arbeit, beim Einkaufen, im Restaurant, in der Schule, ja sogar im Kindergarten. Diese Leute sind so gefährlich, dass man sie nur sehr schwer erkennen kann. Wenn jetzt Lehrkräfte bei ihren muslimischen Schülerinnen und Schülern nach „islamistischen Radikalisierungsanzeichen“ Ausschau halten sollen, dann sind wir wohl im richtigen Film. Die „Islamisten“ müssen wohl im Besitz übernatürlicher Kräfte sein oder aber den Zauberspruch zur Unsichtbarkeit von Harry Potter ergattert haben. Um die Unsichtbaren endlich dingfest zu machen, gibt es jetzt, ganz exklusiv, das Konzept von dem „Superman-ister“ aus Niedersachsen.

Obwohl einige muslimische Verbände schon lange in einem engen „Dialog“ und der „Kooperation“ mit den Sicherheitsbehörden stehen und bereits „vertrauensbildende Maßnahmen“ und Maßnahmen zum Ausbau der „Präventionspartnerschaften“ verfolgen, sind die Ergebnisse wohl nicht zufrieden stellend. Es werden kaum „Islamisten“ gemeldet. Wo sind die „Islamisten“? Wer hat sie gesehen? Diese bösen, unverschämten, massenhaft eingewanderten und sich ungehörig schnell vermehrenden „Islamisten“. Diese „Islamisten“, die sich in unserer Gesellschaft einfach so, frech eingenistet haben und unsere verfassungsmäßige, freiheitliche Rechts- und Grundordnung bedrohen. Sie sind einfach nicht auffindbar. Auch die „Clearingstellen“ bekommen noch zu wenig Hinweise aus der Bevölkerung. So geht das aber nicht. Irgendwo müssen die hinterhältigen und millionenfach bei uns lebenden „Islamisten“ ja sein. Die Rede ist von 1.150 gewaltbereiten „Islamisten“. Eine Rechenfrage für die Schlaumeier: Wie viel Prozent sind 1.150, wenn 4.500.000 100 Prozent sind? Dreisatzexperten an die Front! Eine andere Frage, die weniger mathematische-, dafür aber umso mehr kriminalistische Fähigkeiten erfordert: Wie viele dieser 1.150 verwirrten Kriminellen könnten „selfmade-Islamisten made in Germany“ sein, die hier und da von so genannten V-Leuten radikalisiert oder angeleitet, zumindest aber beeinflusst wurden? Die „Islamisten-Version 1.0“ um Aslan und Kaplan hat man schon vor einigen Jahren aussortiert.   Die „Islamisten 2.0“ sind dagegen im Moment in aller Munde. Jeder spricht von so genannten „Salafisten“. Keiner benutzt das Wort „Wahhabiten“. Bewusst? Es geht schließlich um wirtschaftliche und strategische Interessen, um Abermilliarden von Saudi-Dollars und Einfluss auf der Arabischen Halbinsel. Geld regiert die Porzellanblüte.

Da diese „Wahhabiten“ sehr unauffällig und gut integriert lebten, sei es für die Behörden schwer möglich, diese Leute zu enttarnen. Daher brauchten die Sicherheitsbehörden die Unterstützung von muslimischen Institutionen, kommunalen Behörden und von nahezu allen staatlichen und nichtstaatlichen Einrichtungen. So bekommt man es aus Niedersachsen zu hören. Eine allumfassende und totale Überwachung des sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und privaten Lebens, kann doch nur positiv sein. Wir haben doch überhaupt nichts zu verbergen. Die erste und zweite Staffel von „Big Brother“ haben viele von uns gespannt und ungeduldig konsumiert. Das ist nun eine andere Art von „Big Brother“. Etwas ernster geht es hier zu. Es ist außerdem keine Fernsehshow mehr. Sondern bittere Realität. Nahezu alle öffentlichen und nicht-öffentlichen Institutionen in Deutschland sollen bei der Beobachtung und Meldung mitwirken. Das gelbe Kreuz, die proletarische Wohlfahrt, der Fußballverein um die Ecke, sie alle sollen bei dem „Islamistenpuzzle“ mithelfen. Denn Prävention müsse als „gesamtgesellschaftliche Aufgabe“ begriffen werden. Prävention müsse sehr früh, bereits mehrere Schritte vor einer möglichen Radikalisierung ansetzen. Wenn man diese Regel doch nur bei den Rechtsterroristen angewandt hätte. Dann würden heute mindestens zwölf  Menschen noch leben. Die vernichteten Akten und Dokumente bei den Behörden sollen gar nicht erst erwähnt werden.
Nach dem im Frühjahr 2012 bekannt gewordenen Konzept des niedersächsischen Amts für innerste Angelegenheiten, sollen die sog. „Kooperationsgespräche“ auch auf Organisationen ausgeweitet werden, deren Schwerpunkte nicht im religiösen Bereich liegen. Im Klartext heißt das: Jeder redet mit jedem oder auch: Basilikumsoße mit Paprika. Die genannten „Partnerschaften“ sollen auf Justizbehörden, insbesondere Justizvollzugsanstalten und Staatsanwaltschaften übergreifen. Außerdem  sollen Schulen und Jugendbehörden (Bildungseinrichtungen, Jugendbehörden und Jugendeinrichtungen), Ordnungs-, Einwohnermelde- und Ausländerbehörden, Arbeitsämter, Sozialämter, Finanzbehörden und islamische Verbände und Moscheen in die Präventionskooperation eingebunden werden. „Bei der Zusammenarbeit mit anderen Behörden sollen deren Mitarbeiter für Auffälligkeiten sensibilisiert werden. In Einzelfällen sollen Kooperationspartner auch Informationen über betroffene Personen austauschen, um dem Radikalisierungsprozess entgegen wirken zu können“, schreibt eine bekannte Tageszeitung. Teil dieses Netzwerks zur Prävention sollen auch Firmen und Unternehmen sein. Wenn ihr Arbeitgeber sie nicht mag, hat er endlich ein Mittel in der Hand, sie „ganz nett“ loszuwerden. Die Gestapo oder die Stasi kommen uns bei solchen Methoden niemals in den Sinn. Nicht nur Lehrer, Juristen, Jobberater, Finanzbeamte, sondern auch Arbeitgeber und Arbeitskollegen, sollen also neben ihrer eigentlichen Tätigkeit auch weitere detektivische Arbeit verrichten. Endlich mal wieder ein wenig „Action“ im sonst so tristen Büroalltag der Beamten und Angestellten. So kann endlich neben dem Sommerloch auch die Weihnachtszeit sinnvoll gefüllt werden. Auch die Menschen in den schweren Produktionsstätten, monotonen Bandanlagen sowie der Industrie dürften dem Ministerium über ein wenig Abwechslung dankbar sein. Neben der Raucher- und Pinkelpause gibt es jetzt eine weitere Gelegenheit die Arbeit ruhen zu lassen.
Niedersachsens Supermänner haben nach Informationen verschiedener Zeitungen bereits vor Monaten einen Merkmalskatalog für potentielle radikale Muslime erstellt. Das Dokument weise etwa dreißig Radikalisierungskriterien auf. Dazu zähle beispielsweise eine „längere Reise in Länder mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung“. Das hieße, dass die in Deutschland lebenden etwa 4,5 bis fünf Millionen Muslime, die jedes Jahr zu den Sommerferien in ihre Herkunftsländer fahren könnten, potentielle, extrem radikale, gefährliche „Islamisten“ und Terroristen sein könnten. Ähnlich dürften demnach Muslime in Deutschland eingeschätzt werden, die beabsichtigen die Pilgerfahrt nach Mekka und Medina durchzuführen. Auch diese Damen und Herren könnten als „potentielle Dschihadisten“ angesehen werden.

Ein überlegenswerter Vorschlag könnte daher sein, die Kaaba nach Berlin oder Köln, noch besser nach München oder Nürnberg zu holen. Die abrahamitischen Geschwister aus der CSU freuen sich darüber sicher am meisten. Erstens könnten dadurch die Muslime in Deutschland „deradikalisiert“ und integriert werden und was gerade zur Zeit der Schuldenkrise noch gewichtiger ist: Deutschland könnte als Touristenmagnet Milliarden von Devisen und wertvolle Petrodollars einnehmen. Religionstourismus – nicht zu verwechseln mit Religionsterrorismus – hieße das.
Neben dem „Reisen in Länder mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung“ sollen die Behörden in ihrem Bericht „sichtbare äußere Veränderungen (Kleidung, Verhalten, Gewichtsverlust durch veränderte Essgewohnheiten etc.)“ als Gefährdungsmerkmale einstufen. Eine Muslima mit Kopftuch hat daher von Anfang an schlechte Karten. Auch wenn sie die Kopfbedeckung möglicherweise gar nicht aus religiösen, sondern aus traditionell-kulturellen oder modischen Gründen trägt. Nicht wenige Frauen tragen Kopftuch und dazu eine hautenge Hose oder einen kurzen Rock. Die Muslime, die etwa Halal-Lebensmittel einkaufen oder verzehren, die mit der rechten Hand essen oder dem rechten Bein einen Raum betreten, könnten nach dieser „Weisheit letzter Schluss“ ebenso scheinheilige „Staatsgefährder“ sein. Denn diese Merkmale lassen sich als Beispiele unter den Begriffen „veränderte Essensgewohnheiten“ und „Verhaltensweisen“ subsumieren. Ein anderes Merkmal für einen „potentiellen Terroristen“ – die Behörde spricht von „Gewichtsverlust“ und „Diät“ – könnte das Fasten im Ramadan sein. Nicht das jetzt einige auf die Idee kommen, die muslimische Glaubenspflicht, das Fasten im Ramadan, dankbar aufzugeben, damit sie nicht in das Visier der Nachrichtendienste geraten.

Manche staatstreuen Muslime könnten auf Schonkost umsteigen, um die „freiheitlich-demokratische Grundordnung“ zu festigen. Ich empfehle: Basilikumsoße mit Paprika! Mmmhh, vorzüglich! Andere wiederum könnten denken, dass das Fasten und ihr Gewichtsverlust die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland unwiederbringlich vernichten könnte. Damit dies nicht passiert, könnte man Gelehrte oder gleich die Al-Azhar Universität in Kairo nach einem Rechtsgutachten bitten, dass den Muslimen – aber nur in Deutschland – das Fasten verbietet. Sozusagen ein schariakonformes Gutachten only for Germany. Ob dann aber die Gewichtszunahme und die dadurch entstehenden Mehrkosten für das Gesundheitssystem die Verfassung bedrohen, ist eine andere Frage. Man müsste dazu noch bedenken, dass eine Ausnahme des Fastens in Deutschland, Migrationsströme aus „fremden Kulturen“ bedeuten würde.

Deutschland wäre dadurch ein Paradies auf Erden für die Muslime aus aller Welt. Halt: Paradies hört sich verdächtig an. Auch wenn das Wort „Jungfrauen“ fehlt, bitte ich dieses Wort zu streichen, um nicht als „potentieller Gefährder“ zu erscheinen. Obwohl Jungfrauen? Wenn die so aussehen wie die drei Engel von Charlie, wer könnte dann noch ‚nein’ sagen? Auch die bunten Magazine im Zeitschriftenhandel könnten bald in das Visier des Verfassungsschutzes geraten. Jede Woche gibt es zahlreiche Diättipps in hunderten von Zeitschriften, die konsequent verboten werden müssten. Die großen deutschen Verlage wären von diesem Eingriff existentiell bedroht. Daher ein guter Rat an Emma, Tina, Petra und Laura: Mädels, ab heute bitte keine Diätseiten und Kochrezepte mehr in euren Heften. Ist das machbar? Zurück zum „Supermanister“: Ist es Möglich, dass er vielleicht selber zum Islam konvertiert sein könnte? Denn bei ihm konnte vor einiger Zeit – die Fotografen können dies bezeugen – „sichtbare äußere Veränderungen“ festgestellt werden. Der Niedersachse trug plötzlich einen Bart. Das ist doch eine ganz klare „sichtbare äußere Veränderung“? Die Behörde, wäre sie ernsthaft und linientreu, wäre dadurch angehalten, den eigenen Hausherren ins Visier zu nehmen. Mit allen nachrichtendienstlichen Mitteln, könnte der „Supermanister“ ab jetzt beobachtet werden, damit festgestellt werden kann, ob noch weitere „sichtbare äußere Veränderungen“ dazukommen. Dann hätte man nämlich endlich mal einen „Schläfer“, wie etwa jenen der vor kurzem in Duisburg-Essen vom Polizeidienst entlassen wurde, enttarnt.

Die „Äußerung islamistischer Parolen“ sind ein zusätzlicher Grund angezeigt zu werden. Daher, liebe Muslime, grüßt nie wieder mit: „As-Salaam Alaikum (Friede sei mit dir)“. Dies ist nämlich die bekannteste Parole unter „Islamisten“. In Bayern grüßen sie alle mit „Grüß Gott“. Gehören diese Leute dann auch alle angezeigt?

Als ein weiteres Radikalisierungsmerkmal von Muslimen sollen die Sicherheitsdienste außerdem laut Zeitungen „plötzlichen Geldsegen“ ausgemacht haben. Ach herje. Scheich Abdel Ben Malik Abdel Aziz Ben Jabber Al Hakimi und seine Verwandschaft in Osterode, die in Katar und Dubai reiche Verwandte haben, müssen alle verwandtschaftlichen Beziehungen in die islamischen Länder kappen. Die Familie, die mit Ölgeldern ein Vermögen macht, könnte ja als Gefahr für die öffentliche Ordnung und Sicherheit gelten. Es wäre besser, wenn ab jetzt alle Muslime, den Wunsch nach Reichtum und Geld ablegen und sich dem Beten sowie Hilfsjobs in der Industrie, Haushalts- und Reinigungsbranche widmen. Erfolgreiche und reiche Muslime sind nach dieser Logik ohnehin eine Gefahr für die innere Sicherheit.

Zu bedenken sind auch die unendlich vielen „Islamisten“, die aus religiöser Überzeugung und Praxis die besten Poker- und Glücksspieler sind. Auch sie rücken damit unweigerlich in den Blickpunkt der Ermittler. Die muslimischen Jugendlichen in Wettstudios, besonders jetzt in der Zeit der Fußballbundes- und europaliga, sollten unbedingt ihre Wetteinsätze überdenken, um nicht als „islamistische Terroristen“ und „Dschihadisten“ gebrandmarkt zu werden. Muslimische Geschäftsleute, Finanzdienstleister, Börsenspekulanten, Gold- und Schmuckhändler sollten am besten ihre Arbeit aufgeben oder zumindest darauf achten, nicht zu viel Geld zu verdienen. Auch die Bittgebete nach materiellem Reichtum und Geld, sollte am besten ganz eingestellt werden. In der Kommunikation mit Gott darf Geld aus diesem Grunde leider keine Rolle mehr spielen.

Ganz schlimm trifft es auch die muslimischen Bewunderer von Bruce Lee und Muhammad Ali. Laut Behörden ist nämlich ein „Besuch eines Kampfsportvereins“ ein weiteres, unglaublich sachliches und weitsichtiges Kennzeichen für einen potentiellen „Islamisten“. Die Kampfsportschulen, die demnach als „Brutstätten des Terrors“ angesehen werden müssten und deren Ausbilder die neuen „Hassprediger“, sollten unverzüglich aus Deutschland ausgewiesen werden, um das herrschende „Klima der Angst“ nicht noch weiter aufzuheizen. Ist es nicht kurios, dass „Islamisten“  Freiwillige Feuerwehren, Schützenvereine und Wehrsportgruppen, die zahlreichen Rechtsterroristen „ein warmes Zuhause“ bieten, meiden?

Doch diese mühevolle Arbeit hätten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihren Stuben möglicherweise auch ganz sparen können. Anstatt einen Katalog mit etwa 30 Radikalisierungsmerkmalen zu erfinden,  um zu erkennen, ob von einem Muslim eine Gefahr für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung ausgeht, hätte man auch einfach die „Unterhosenfallenlasspflicht“ für Muslime einführen und schauen können, ob die Vorhaut noch dran ist. Im Nationalsozialismus war das eine angewandte Praxis. Ob die Gestapo darin involviert war, kann man nicht klar beantworten. Es gibt aber Quellen, die dies bestätigen. Wenn Sie sich jetzt fragen, ob die Debattenkultur bei uns unter der Gürtellinie angekommen ist, dann liegen Sie ganz richtig: Willkommen im Land der Innovationen. Willkommen bei Freunden!

Autoreninfo: Yasin Bas ist Politologe, Historiker, Autor und freier Journalist. Zuletzt erschienen seine Bücher: “Islam in Deutschland – Deutscher Islam?”  sowie “nach-richten: Muslime in den Medien”.

Yasin Ba?

ybas@gmx.de

About the author

Yasin Bas ist Politologe, Historiker, Autor und freier Journalist. Zuletzt erschienen seine Bücher: “Islam in Deutschland – Deutscher Islam?” sowie “nach-richten: Muslime in den Medien”.

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