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Das Gewissen – Ayasofya Zeitschrift – Die Zeitschrift für Wissenschaft, Integration und Religion

Das Gewissen

Das Gewissen

Was ist das Gewissen? Ist es eine Stimme in uns, die sagt, wie wir handeln sollst? Ist es das, was manchmal Bauchkribbeln verursacht? Redet man mit Freunden über sein Gewissen? Kann man seinem Gewissen vertrauen?

Wo jemand sein Gewissen spürt, da begegnen sich in ihm zwei verschiedene Seiten seines Ich. Die eine, das Wächter-Ich, tritt der anderen, dem Handlungs-Ich, gegenüber. Das Handlungs-Ich entscheidet sich für ein bestimmtes Verhalten und veranlasst seine Durchführungen. Das Wächter-Ich analysiert das betreffende Entscheiden und Verhalten, bewertet es positiv oder negativ. Dadurch löst es Unruhe und Befriedung mit ihren verschiedenen Nebenwirkungen aus. Der Kern von Gewissensprozessen ist also eine Selbstwertung an eigenen inneren Maßstäben. Sie kommt ungerufen wie Angst oder Leidenschaft, und wie diese ist sie nicht einfach wegzudrängen.

Einige Philosophen haben versucht, Gewissen zu umschreiben: Sokrates (469-399) schreibt: „Das Gewissen ist etwas Göttliches, eine Stimme die dem Menschen von Jugend an innewohnt und ihn von Schlechtem abhält.“ Immanuel Kant (1724-1804): „Das Gewissen ist das Bewusstsein vom inneren Gerichtshof im Menschen.“ Karl Marx (1818-1883): „Das Gewissen ist das Ergebnis der historischen Entwicklung. Ein Republikaner hat ein anderes Gewissen als ein Royalist, ein Besitzender ein anderes Gewissen als ein Besitzloser, ein Denkender ein anderes als ein Gedankenloser.“


Das Gewissen ist in den Ländern durch das Gesetz geschützt. Im deutschen Grundgesetz, Artikel 4 (Glaubens-,Gewissens- und Bekenntnisfreiheit) heißt es: „Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.“


In dem österreichischen Staatsgrundgesetz, Artikel 14 heißt es: „Die volle Glaubens- und Gewissensfreiheit ist jedermann gewährleistet. Der Genuss der bürgerlichen und politischen Rechte ist von dem Religionsbekenntnisse unabhängig; doch darf den staatsbürgerlichen Pflichten durch das Religionsbekenntnis kein Abbruch geschehen. Niemand kann zu einer kirchlichen Handlung oder zur Teilnahme an einer kirchlichen Feierlichkeit gezwungen werden, insofern er nicht der nach dem Gesetze hierzu berechtigten Gewalt eines anderen untersteht.“


In der Geschichte der Gewissensvorstellungen gibt es drei wesentliche Aussagen:

  1. Das Gewissen ist ein Wissen um einen Anspruch.
  2. Das Gewissen wird als verbindlich für das eigene Handeln erfahren.
  3. Das Gewissen kann nicht ohne innere Not missachtet werden.

Das Gewissen ist ein Teil des Geistes. Der Geist des Menschen hat bestimmte Funktionen.

Da es aber auch Menschen gibt, die nicht auf ihr Gewissen hören, braucht es in der Gesellschaft Gesetze… und auch die Polizei, um in vernünftigen Grenzen gehalten zu werden. All diese menschlichen Institute verhindern durch äußere Machtanwendung, Strafandrohung und Kontrolle, dass nicht noch größeres Chaos entsteht. Sie können jedoch nie ganz und richtig die Funktion des Gewissens ersetzten.


Das Gewissen kann verdrängte Seele, Geist und Leib heilen. Es gibt kein menschliches Mittel gegen ein schlechtes Gewissen. Da hilft nur, sich der Wahrheit zu stellen. Menschen, die ihre Seele daran gewöhnt haben, auf das Gewissen zu hören und seinen feinen Anregungen zu befolgen, gehören zu den glücklichsten aller Menschen. Sie könnten niemals einfach unschuldiges Leben zerstören. Menschen, die dauernd ihr Gewissen abstumpfen, verkommen oft zu brutalen, gewissenlosen, kaltblütigen Menschen. Die Sprichwörter „Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen.“, „Wenn man nicht froh ist, dann deshalb, weil mit dem Gewissen etwas nicht in Ordnung ist.“, „Böses Gewissen, böser Gast, du hast weder Ruhe noch Rast.“ und „Ein dürres Blatt kann ein böses Gewissen erschrecken.“ bringen dies auf den Punkt.

Wie Menschen, haben auch Tiere ein Gewissen, das mehr oder weniger ausgeprägt ist. Für Immanuel Kant war das Gewissen höchstes Zeichen der Menschenwürde, weil es letztlich den Menschen ausweist. Nach psychologischer Erkenntnis kann man davon ausgehen, dass das Gewissen zum größten Teil in der Kindheit von den Eltern oder anderen Vorbildern angenommen wird. Seit dem 19. Jahrhundert wurde das Gewissen als Gefühl gedeutet. Gutes Gewissen gibt ein Gefühl der Zufriedenheit. Schuldgefühle verkörpern das schlechte Gewissen.

Sinem Can

Ayasofya Nr.61