Der Prophet und seine Barmherzigkeit gegenüber Tieren
Über unseren Propheten Muhammed wurde schon immer sehr viel geschrieben. Er ist vermutlich derjenige, über den am meisten geschrieben wurde. Die Gelehrten brachten sein ganzes Leben zu Papier, so dass wir über fast jedes Detail Bescheid wissen. Sicherlich wird in dieser Zeitschrift über die verschiedenen Facetten des Propheten geschrieben. Ich möchte hier mit kurzen Erzählungen die Sichtweise des Propheten auf die Tierwelt vorstellen.
Man fragte den Gesandten Allahs: „Gibt es auch einen Lohn für jene, die Tieren Gutes tun?”. Und er entgegnete: „Für die gute Tate gegenüber jedem Lebewesen gibt es eine Belohnung.” (Bukhari)
Dass die Liebe und Güte, die man Lebewesen zeigt, ein Anlass dazu ist, die unendliche Güte Allahs zu erfahren zeigt uns folgende Erzählung: „An einem heißen Tag sah eine Prostituierte einen Hund, der durstend mit heraushängender Zunge um einen Brunnen lief. Die Frau hatte erbarmen mit dem Hund, zog ihren Schuh aus, holte damit Wasser aus dem Brunnen und gab es ihm zu trinken. Aufgrund dieses Verhaltens vergab Allah ihr all ihre Sünden (und wies ihr für ihr weiteres Leben den rechten Weg).” (Muslim)
Als der Prophet auf dem Weg war, Mekka zu erobern, begegnete er einem Hund, das kürzlich ihre Jungen zur Welt gebracht hat. Er rief Juayl bin Suraka herbei und befahl: „Stelle dich vor die Mutter und ihre Jungen und schütze sie so lange bis das Heer vorbeigezogen ist.” So wurde zum Schutze eines Hundes und seinen Jungen die Route eines Heeres von 10.000 Mann umgeleitet.
In einem anderen Hadith erfahren wir, dass unser Prophet sagte: „Wenn ein Sperling grundlos oder zum Spaß getötet wird, wird dieser am Tag des Jüngsten Gerichts zu Wort kommen und sich beschweren: ´O Allah, dieser Mensch hat mich ohne Grund, aus reiner Freude getötet und nicht um sich von mir zu ernähren.´”
Einer von den Gefährten des Propheten kam mit einer Beschwerde zu ihm: „Der und der sammelt alle schmutzigen Katzen auf und beherbergt sie in seiner Bleibe!” Der Gesandte Allahs äußerte sich dazu nicht und begegnete später Abu Huraira auf dem Weg, als dieser einen Katzenjungen fand. Da er über die Beschwerde wusste, versteckte er die Katze in seinem Gewand. Der Prophet fragte ihn, was er unter seinem Gewand verstecke und Abu Huraira öffnete schließlich sein Gewand und holte das Kätzchen heraus. Der Gesandte Allahs streichelte es und sagte: „Abu Huraira, schäme dich nicht! Du bist der Vater der Kätzchen!” Von diesem Tage an wurde Aburrahman bin Sahr “Abu Huraira” (Vater der Kätzchen) genannt. (Bukhari)
Nach einer Überlieferung hieß die Katze unseres geliebten Propheten Muezza. Er liebte sie so sehr, dass er eines Tages das Stück seines Gewandes, auf dem sie schlief, sogar lieber zerschnitt, als sie aufwecken zu wollen.
Von einigen Gelehrten wie Bediüzzaman Said Nursi erfahren wir, dass das Schnurren der Katzen in Wahrheit die Lobpreisung Allahs “Ya (ar) Rahim, Ya (ar) Rahim” in sich birgt.
Abu Huraira überliefert, dass der Gesandte Allahs erzählte: „Einer von den Propheten wurde von einer Ameise gebissen und befahl, dass das Ameisennest in Brand gesetzt wird. Daraufhin offenbarte Allah ihm ´Während dich nur eine Ameise gebissen hat, hast du eine lobpreisende Gemeinschaft verbrannt.´”
Der Prophet Muhammed war sehr darauf bedacht die Rechte der Tiere zu schützen und sie mit Liebe und Güte zu behandeln. Während heutzutage selbst den Menschen auf grausamste Weise Leid und Pein zugefügt wird, ermahnte der Gesandte Allahs schon damals die Menschen zu einem guten Umgang mit Menschen, Tieren und allen Lebewesen. Er gab den Nutztieren das Recht sich zu erholen, so dass während einer Rast auf der Reise erst den Tieren das Vorrecht gegeben wurde sich zu erholen. Einer der Gefährten namens Anas bin Malik erzählte: „Wenn wir an einer Raststätte ankamen, lösten wir als Erstes die Ladung von den Tieren, ließen sie zur Ruhe und stellten uns erst dann zum Gebet auf.”
Als unser Prophet sah, dass die ehrenwerte Aisha etwas streng zu ihrem Kamel war, ermahnte er sie und sagte: „Wer sich der Barmherzigkeit entzieht, der entzieht sich auch von jeglichen Wohltaten.”
Abdullah bin Abbas erzählt: „Eines Tages machten wir uns auf den Weg mit dem Gesandten. Da sahen wir einen, der sein Schaf angebunden hatte und vor dem Augen des Tieres das Messer wetzte. Der Prophet rief zu ihm ´Möchtest du das Tier mehrmals in den Tod schicken?´”
Der Islam übermittelt uns, dass alles im Universum in einer gewissen Balance erschaffen wurde. Jedes einzelne Geschöpf, das einen besonderen Einklang und eine Harmonie aufweist, ist ein Zeichen für die Existenz Allahs. Die Tiere gehören zu den wichtigsten Akteuren des ökologischen Kreislaufs, so dass sie von Allah sogar als “Ummah” bezeichnet werden. In Sure 6, Vers 38 heißt es: „Es gibt kein Getier auf Erden und keinen Vogel, der auf seinen zwei Schwingen dahinfliegt, die nicht Gemeinschaften wären so wie ihr. Nichts haben Wir in dem Buch ausgelassen. Vor ihrem Herrn sollen sie dann versammelt werden.“
Zu guter Letzt dürfen wir nicht vergessen: „Ihn preisen die sieben Himmel und die Erde, und wer in ihnen ist. Es gibt nichts, was Ihn nicht lobpreist; ihr aber versteht ihr Preisen nicht. Gewiss, Er ist Nachsichtig und Allvergebend.“ (Sure 17 Vers 44)
Arif Ağırbaş
arif.agirbas@hotmail.de
Publiziert in der Ayasofya 47, 2014