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Natur- Bloß ein Produkt globaler Märkte? – Ayasofya Zeitschrift – Die Zeitschrift für Wissenschaft, Integration und Religion

Natur- Bloß ein Produkt globaler Märkte?

Natur- Bloß ein Produkt globaler Märkte?

 

Vom Anbeginn der Menschheitsgeschichte wird über die Stellung der Natur im Dasein spekuliert. Die Menschen der Antike ehrten Wind, Sonne und Mond als Götter. Sokrates, einer der drei bedeutendsten Naturphilosophen der Antike, klärte diesen Gedanken mit seinem Leitspruch: „I walk the air and contemplate the sun“ (Martin, 2007). Somit holte Sokrates die Philosophie vom Himmel auf die Erde und machte den Menschen zum Zentrum. Der Mensch ist der Beobachter der Natur, welche Phänomene aber keine Götter sind.

Die koranische Sicht über die Natur ist, dass sie die Umwelt, alles um uns herum, als Gnadengaben benennt. In der koranischen Sprache ist der Regen eine Barmherzigkeit, der Wind ein Bediensteter. Gott der Erhabene möchte, dass wir die Natur als ein Buch wahrnehmen und die Zeichen darin, welche die Naturphänomene und Lebewesen in der Natur darstellen, zu entdecken und lesen zu lernen. So ist die Beziehung zwischen dem Menschen und der Natur auf vielfältiger Weise angesprochen. In mehr als fünfhundert Stellen widmet sich der Koran direkt Phänomenen der Natur. Viele der Kapitel sind sowohl nach Tiernamen, als auch nach Pflanzen, wie auch nach Naturerscheinungen benannt.

Es macht wenig Sinn, hier alle Suren zu benennen. Jedoch sei jedem Muslim und auch Gläubigen klar, dass Piraterie der Natur, sei es in jeglicher Form, ein Missbrauch ist, fern von ihrem Erschaffungsgrund. Für die Piraterie der Natur gibt es, vor allem seit den Kolonialzeiten, eine lange Liste der Ungerechtigkeiten, aus denen wir unsere Lehren gezogen haben sollten.

Fakt ist, dass die Piraterie der Natur, unabhängig davon aus welchen Gründen sie herrühren mögen, sei es zum Dienste der Pharmaindustrie oder für persönliche Zwecke, wie zum Beispiel zum Vorteil der Industrieländer, Großkonzernen, internationalen Diplomaten, Konzernen oder gar den Wissenschaftlern, nicht berechtigt ist. Genetische Ressourcen und traditionelles Wissen darf nicht ausgeschöpft werden, zum Nachteil derer, denen es ursprünglich gehört.

Das beste Beispiel hier ist die Hoodiapflanze. Man kann es kaufen im Internet oder einfach in der Drogerie. Die Hoodiapflanze wurde von den San, den Ureinwohner in Süden Afrikas, genutzt. Diese nutzten diese Pflanze schon seit Jahrhunderten zur Unterdrückung von Hunger und Durst, es zügelt also den Appetit.

Perfekt wäre der Einsatz dieser Pflanze in der Diätbranche. So dachten auch andere und die Pflanze wurde ohne das Wissen der Ureinwohner mit einem Patent geschützt. „Die Unternehmer rechtfertigen sich damit, dass seinen Erkenntnissen zufolge, die San ausgestorben seien. Firmenchef Richard Dixey: „Wir tun, was wir können, aber es ist wirklich ein vertracktes Problem, da die Menschen, die die Pflanze entdeckt haben, nicht mehr da sind“ (Frein und Meyer, 2009, S.2). Fast zu spät reagieren die San, in Europa bekannt als die Buschmänner, auf diese Aktivitäten, die ohne deren Wissen vorgingen. Warum sollte man sie auch informieren? Den Profit zogen alle außer ihnen selbst. „Die überwiegende Mehrzahl der 100 000 San ist heute bitterarm (…). Das Leben der meisten San verläuft auf der Schattenseite des Wohlstandes“ (Frein und Meyer, 2009, S.18). Die Hoodia Pflanze ist in ihrem Bestand gefährdet, wie auch die Menschen, denen sie entrissen wurde. Dies ist nur ein Beispiel unter vielen.

Natürlich dürfen und sollen wir Gebrauch von den uns gegebenen Gnadengaben, wie der Natur, nehmen. Jedoch sollte man niemals vergessen, dass ihr Wert nicht in Geldscheinen ausgedrückt werden kann. Sie sind Gnadengaben des Schöpfers an den Menschen. „Es gibt kein Geschöpf auf der Erde, dessen Versorgung nicht Allah obliege“ (Sure Hud, Vers 6). Die Gnadengaben sind gerecht aufgeteilt, sofern sie von den Menschen zu Recht verwalten werden.

Das obige Beispiel der San Ureinwohner, erzählt von der „zivilisierten“ Piraterie. Gutgeheißen von allen, außer von denen es gehört.  „Unheil ist auf dem Festland und auf dem Meer sichtbar geworden um dessentwillen, was die Hände der Menschen gewirkt haben“ (Sure Rum, Vers 41).

Wie besagt spricht der Koran in mehr als 500 Suren über den Wert der Natur. Sie ist sowohl eine Gnadengabe und zugleich Zeichen, die von ihrem Schöpfer berichten. Diese Suren gewinnen in der Zeit der Massenzerstörung der Natur, wie heute, eine große Bedeutung.

Der Mensch und die Natur sind miteinander verkoppelt, wie die Zahnräder einer Uhr.

Ausrotten der Natur wäre somit?

Urteilen sie selbst.

Sümeyye K?l?çaslan

ssapphire08@gmail.com

Literatur:

  • The Cambridge Companion to Atheism, Michael Martin, Boston University, Cambridge University Press 2007
  • Die  Biopiraten, Michael Frein und Hartut Meyer, 2009

Publiziert in der Ayasofya 34 2011