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Unser Prophet verhielt sich würdevoll und zurückhaltend – Ayasofya Zeitschrift – Die Zeitschrift für Wissenschaft, Integration und Religion

Unser Prophet verhielt sich würdevoll und zurückhaltend

Unser Prophet verhielt sich würdevoll und zurückhaltend

 

Würde ist etwas ganz anderes als Stolz, Hochmut oder Egoismus. Zur Würde gehören Ernsthaftigkeit, Entschlos­senheit, Festigkeit und Vorsicht.

 

Ernsthaftigkeit und Überlegtheit ist ein Teil des Glau­bens, Stolz und Hochmut dagegen zeigen, dass der Glaube schwach ist. Für einen hohen Beamten ist Ernsthaftigkeit in der Arbeit Teil seiner Würde, zuhause jedoch nimmt seine Würde keinen Schaden, wenn er freundlich, liebevoll und weichherzig ist.

 

Der Prophet verhielt sich immer würdevoll und erfuhr immer Achtung. Seine Würde als Prophet flößte denen, die ihn neu kennen lernten, anfangs Scheu und Furcht ein, doch bald erkannten sie, wie weichherzig er war. Es versteht sich von selbst, dass jemand, der als Prophet Tausende in Reli­gion und Wahrheit unterweist, ein ernsthafter und würde­voller Mensch sein muss. Ein Prophet ohne Würde wäre kein Prophet.

 

Leichtfertiges Benehmen hat es beim Propheten nicht ge­geben. Alles, was er sagte, hatte Hand und Fuß und zeigte tiefe Weisheit. Er hasste Tratsch, sprach niemals hinter an­derer Leute Rücken schlecht von ihnen und ließ auch nicht zu, dass andere so redeten.

 

Er lächelte gern und oft, aber vermied lautes, brüllendes Gelächter. Er lachte mit den Augen und mit einem strahlen­den Gesicht.

 

Wenn ihn etwas erfreute und er lächelte, dann blinkten seine strahlendweißen Zähne. Wenn er Platz nahm, ordnete er seine Kleider und bedeckte seine Beine. Niemals hat er andere gekränkt oder gar beleidigt. Meist saß er im Schnei­dersitz mit übergeschlagenen Beinen oder auf seinen Knien. Niemals hat er sich breit gemacht oder die Beine in alle Himmelsrichtungen gestreckt. Stets war ihm bewusst, in welcher Richtung die Kibla* lag und bei allen Bewegungen achtete er darauf.

 

Auch sein Gang war würdevoll und stets gemessen. Sein Blick schweifte nicht orientierungslos herum und er ging mit festen Schritten ohne sich aufzublasen. Wer ihn gehen sah, der dachte an einen Fluss, der kräftig strömte.

 

Kurz und gut, beim Sprechen und beim Schweigen, beim Sitzen, beim Gehen und beim Beten, der Prophet war immer ein würdevoller Mann.

 

Im Grunde war der Prophet eher schweigsam. Er sprach, was nötig war und hasste leere Rederei. Von Leuten, die un­sittlich oder hässlich redeten, wandte er sich ab.

 

Fragte man die Gefährten ob der Gesandte Gottes sich gern unterhalte, sagten sie: „Ja, aber all zu viel und unnötig spricht er nicht.“

 

Wenn er das Wort ergriff, dann redete er klar und kurz und kam direkt zum Thema, Geschwätzigkeit war seine Sa­che nicht.

 

Ebû Malik berichtet, was sein Vater in dieser Hinsicht vom Propheten weiß:

„Als Kinder saßen wir oft im Kreise der Gemeinde und beobachteten den Propheten. Ich habe niemanden gesehen, der schweigsamer war als er.

Wenn die Gefährten allzu weitschweifig erzählten, huschte ein gnädiges Lächeln über sein Gesicht.“

 

Hind, die vom Propheten als Tochter angenommen wor­den war, sagt:

„Er schwieg auf vier verschiedene Arten.

 

Zum einen schwieg er, weil er geduldig war, zum zwei­ten schwieg er, weil er andere einfach ertragen und keinen Streit vom Zaume brechen wollte. Zum dritten schwieg er als Zeichen seiner Anerkennung für gute Taten und Worte anderer und zum vierten schwieg er, wenn er in Gedanken versunken war.“

 

Für den Propheten war Schweigen wie ein Gebet, das leicht und ohne Anstrengung zu verrichten ist. Wer ohne Kenntnis, dafür aber mit grundloser Überzeugung über alles und jedes sprach, wurde von ihm ermahnt.

 

Auf Fragen der Gefährten meinte der Prophet, dass Schweigen nach dem Dienst für den Glauben, nach Fasten und Almosengeben die beste Form des Gottesgedenkens sei und sage:

„Man schweige, und wenn man redet, rede man nur Gu­tes!“

 

Einmal fragte ihn Muaz bin Djebel: „Müssen wir uns für das, was wir reden, später rechtfertigen?“ und der Prophet antwortete:

„Die Zunge bringt den Menschen in die Hölle. Wer an Gott und an das Jüngste Gericht glaubt, der schweige oder rede Gutes. Drum redet Gutes und nichts Böses, dann seid Ihr sicher, dass Ihr gerettet werdet.“

 

Zu vielen Anlässen hat der Prophet betont, wie wichtig es ist, an der richtigen Stelle zu reden und im richtigen Au­genblick zu schweigen. Auf eine Frage der Gefährten hin äußerte er sich nach der Erzählung Ubade bin Samits so:

„Eines Tages bestieg unser Herr sein Reittier und machte sich mit seinen Gefährten auf den Weg. Keiner von ihnen ritt vor dem Propheten, sondern alle hielten sich zu seiner Rechten oder Linken. Da fragte Muaz bin Djebel:

‚Oh Gesandter Gottes! Möge Gott geben, dass wir vor Dir sterben und nicht erleben müssen, dass Du von uns gehst. Doch wenn – was Gott verhüten möge – Du vorangehst, was rätst Du uns, wie wir uns dann verhalten sollen?‘

Unser Herr, der Prophet, sagte daraufhin:

‚Bleibt auf dem Weg Gottes und dient weiterhin dem Glauben!‘

Muaz sagte:

‚Beim Leben meiner Eltern, so werden wir es machen!‘

Der Prophet sagte:

‚Der Dienst für den Glauben und die Sache Gottes ist wichtig, doch für die heutigen Menschen gibt es noch wich­tigeres zu tun.‘

Muaz sagte:

‚Noch wichtiger ist wahrscheinlich, dass man fastet und Almosen gibt.‘

Unser Herr sagte:

‚Fasten und Almosen sind zweifellos wichtig. Doch etwas anderes ist noch wichtiger.‘

Daraufhin zählte Muaz alles auf, was er wusste, doch der Prophet sagte zu allem:

‚Es gibt noch wichtigeres Dinge.‘

Endlich gab Muaz auf:

‚So sag uns denn, Gesandter Gottes, was ist es, was so wichtig ist?‘

Der Prophet deutete auf seine Zunge und sagte:

‚Das Wichtigste ist, dass Ihr mit dieser, eurer Zunge im­mer nur Gutes redet!‛“

 

 

Mehmet Paksu

     mehmetpaksu@gmail.com

* Gebetsrichtung

 

Publiziert in der Ayasofya 47, 2014

 

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