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Sport im Leben des Propheten Muhammed – Ayasofya Zeitschrift – Die Zeitschrift für Wissenschaft, Integration und Religion

Sport im Leben des Propheten Muhammed

Sport im Leben des Propheten Muhammed

In allen Lebenslagen spielt die Tradition des Propheten Muhammed für die Muslime eine große Rolle. Natürlich beginnt der Islam nicht mit ihm. Muhammed ist weder der erste, noch der einzige Prophet, an den die Muslime glauben. Die Muslime sind keine Muhammedaner. Mit ihm würde man den Islam stark eingrenzen. Nicht er steht im Zentrum des Islam, sondern der Koran. Die Biographie Muhammeds und seine Tradition, die Sunna, sind aber von außerordentlicher Wichtigkeit, um den Koran zu verstehen. Muhammed war quasi ein lebender Koran. Viele unverständliche Verse im Koran werden erst durch den Propheten für uns verständlich. Daher sind seine Sichtweisen zu jedem ersichtlichen Thema richtungweisend für die Gemeinschaft der Muslime. Welche Sichtweise er zum Thema Sport hatte, ist die Ausgangsfrage dieses kurzen Artikels.

Während Sport für die einen Mord ist, ist er für die anderen das Gesündeste der Welt. Unabhängig vom Alter begeistern sich Millionen von Menschen für ihn. Im Laufe der Zeit machte Sport eine Professionalisierung durch. Institutionen bildeten sich, Regelwerke wurden verschriftlicht und Wettkämpfe wurden institutionalisiert. Natürlich ist Sport auch ein so lukratives Geschäft, dass Wirtschaft und Medien ein ständiges Auge auf diese große Palette haben. Wir wollen aber nun in diesem Text nicht den modernen Sport analysieren, sondern eine Reise in die Vergangenheit zum Propheten Muhammed unternehmen.

Um zu schauen, welche Rolle Sport im Leben unseres Vorbildes Muhammed spielte, werden wir nun einen Blick zurück in die Geschichte werfen. Dabei müssen aber einige wichtige Punkte vergegenwärtigt werden, um keine inhaltlichen Fehler zu machen: Zunächst einmal war Sport im 6. Jahrhundert im arabischen Gebiet nicht institutionalisiert. Es gab keine professionellen Wettkämpfe. Vielmehr war Sport eine Möglichkeit des Ausdrucks von Stärke, welchen fast ausschließlich männliche Individuen innehatten. Wettkämpfe fanden z.B. zum Zwecke der Statuserhaltung oder -sicherung statt. Gesellschaftlich waren sportlich talentierte Menschen sehr angesehen.

Der Prophet Muhammed übte Sport nicht für Status oder Ansehen aus. Wie für viele andere, war für ihn Sport eine Art nützlicher Freizeittätigkeit. Man konnte sich durch ihn körperlich stärken und seinen Körper und Geist fit halten und in Disziplin üben. So wundert es nicht, dass der Prophet seinen Gefährten empfahl, sportlich zu sein.

Die verbreitetsten Sportarten im arabischen Gebiet waren Ringen und Pferde- bzw. Kamelreiten. Beim Propheten waren diese Sportarten sehr beliebt. Er verteilte sogar „Preise“ für die Sieger von Pferderennen (Hamidullah, 1980, S. S.1141ff). In einem Hadith sagt er: „Bei folgenden drei Sachen gibt es Geschenke: Kamelrennen, Pferderennen und Bogenschießen“ (Ebu Dâvûd, Cihad 67). Eines Tages trugen Muhammed , Abu Bakr und Umar ein Reitrennen aus. Unser ehrwürdiger Prophet belegte den ersten Platz. Abu Bakr wurde zweiter und Umar belegte den dritten Platz (Turan, 1988, S.13). Laut Ibn Umar bildete der Prophet sein Pferd stets aus und nahm mit ihm an verschiedenen Wettrennen teil (Ebu Dâvûd, Cihad 67).

Wettrennen unter Männern war auch eine sehr beliebte Sportart. Es gibt Überlieferungen, in denen bestätigt wird, dass auch unter Anwesenheit des Propheten Wettrennen stattfanden. Der vierte Khalif Ali war sogar ein sehr schneller im Rennen gewesen (Turan, 1988, S.14ff).

Im Ringen war ein Mann namens Rukâne bin Abdulyezid sehr erfolgreich. Durch sein Talent erreichte er schnell Berühmtheit und Ansehen. Als dieser sich entschloss, Muslim zu werden, bestand er darauf, mit dem Propheten zu ringen. Sollte der Prophet verlieren, würde Rukâne nicht zum Islam übertreten. Überraschenderweise wurde Rukâne dreimal hintereinander besiegt. Nach diesem Vorfall wurde er Muslim (Ebu Dâvûd, Libas 21; Sünen-i Tirmizi Tercümesi, III, 281).

Ringen spielte eine weitere wichtige Rolle im Leben der Araber. Durch das Ringen konnten sie ihre Stärke beweisen. Jugendliche, die dem Propheten zeigen wollten, dass sie inzwischen erwachsen sind, rangen mit anderen (Hamidullah, 1980, S. S.1142). Auch Muhammed rang mit anderen. Seine Enkel Hasan und Hussein rangen des Öfteren in seiner Anwesenheit gegeneinander. Der Onkel des Propheten, Hamza, wurde sogar als Bester unter den Ringern bezeichnet.

Auch Schwimmen ist eine vom Propheten sehr gelobte Sportart. Er erlernte das Schwimmen im jungen Alter, als er mit seiner Mutter nach Medina reiste. Er empfand dies als so wichtig, dass er es unter den wichtigsten Dingen, die ein Vater seinen Kindern beibringen sollte, aufzählte (Canan, 1980, S.258; Turan, 1988, S.18ff). Dass er mitten in der Wüste so großen Wert auf das Schwimmen legte, verdeutlicht noch einmal die außerordentliche Wichtigkeit, die unser Prophet dieser Sportart, bei der gleich dutzende Muskeln trainiert werden, beimaß. Auch der zweite Khalif Umar empfahl stets das Schwimmen.

Eine Art Fußball war in Mekka ebenfalls verbreitet. Das Spiel hieß „Kurre“. Dabei wurde, ähnlich wie beim heutigen Fußball, ein kleiner Gegenstand mit den Füßen umhergetreten. Es gab sogar überall in Mekka Spielfelder. Es gibt keine Überlieferungen, in denen der Prophet diese weitverbreitete Sportart anprangerte oder gar verbot (Hamidullah, 1980, S. S.890).

Auch sprach sich der Prophet nicht gegen Steineheben aus. Als er einmal Spazieren ging, begegnete er Personen, die versuchten, schwere Steine zu erheben. Dabei wollten sie ermitteln, wer von ihnen der stärkere ist. Dass Muhammed auch in diesem Fall nichts Negatives aussprach, ist ein Anzeichen der Legitimität derartiger Sportarten mit dem Ziel eines Wettkampfs (Hamidullah, 1980, S. S.1142).

Die Frauen waren damals nicht für Sport zu begeistern. Aus Überlieferungen wissen wir aber, dass Muhammed mindestens zweimal mit seiner Frau A’ischa Wettrennen austrug. Das erste Rennen gewann A’ischa, das zweite der Prophet (Hamidullah, 1980, S. S.1143). Daraufhin sagte er: „Nun sind wir Quitt“ (Ebu Dâvûd, Cihad 67).

Auffallend ist, dass die Sportarten, die in der Sunna vorkommen, zielgerichtet und nützlich sind. Die Individuen sollen nicht nur Spaß daran haben, sondern auch gesundheitlich fit werden. Ihre Körper sollen gestärkt werden. So kann man diese Sichtweise auf die meisten der heutige Sportarten ohne Bedenken übertragen.

Sportlich tätig zu sein, steht also weder im Gegensatz zum Islam noch zur Tradition des Propheten. Ganz im Gegenteil: Es ist gern gesehen und wurde von Muhammed selbst angeregt und gefördert.

Es braucht natürlich nicht erwähnt zu werden, dass die Tätigkeit und Beschäftigung mit Sport nicht dazu führen darf, den Gottesdienst, allen voran das fünfmalige tägliche Gebet, zu vernachlässigen. Auch müssen die Kleidungsvorschriften des Islams eingehalten und die Logik des Glücksspiels ausgeschlossen werden. Ein Wettkampf darf nicht zu Hass, Feindschaft oder Neid unter den Sportlern führen.

Dr. Cemil Şahinöz
Ayasofya Nr. 61

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