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Viel Glück und Lebensfreude – Ayasofya Zeitschrift – Die Zeitschrift für Wissenschaft, Integration und Religion

Viel Glück und Lebensfreude

Viel Glück und Lebensfreude

Eine kritisch-satirische Betrachtung

Glück ist, mit dem zufrieden zu sein, was man hat. Depression dagegen resultiert oft daraus, weil Ideen und Träume nicht verwirklicht werden. Die Frage ist also, wovon träumen wir und was sind unsere Ideen und womit geben wir uns zufrieden? Wonach streben wir und was wollen wir haben und wovon wollen wir uns distanzieren?… Und? woran haben Sie denn in diesem Moment gedacht? An ein schickes Haus, einen Traumpartner etwa? Oder wünschen Sie sich vielleicht, eine berühmte Persönlichkeit zu sein? Oder haben Sie andersherum gedacht und etwas negatives, wie etwa eine Krankheit weggewünscht? Halten wir hier schon einmal fest, Glück ist ein Erwartungsmanagement.

Nun, seien wir doch ehrlich zu uns selber. Wir leben doch in einer Wettbewerbsgesellschaft bzw. einer Neidgesellschaft, in der materielle Werte hoch geschätzt werden und neben dem Güterreichtum auch Ruhm unseren Status in der Gesellschaft bestimmen. Wer sagt denn z.B., Geld mache nicht glücklich, oder? Machen Sie doch einen kleinen Test, um zu sehen, ob Geld für den getesteten etwas bedeutet oder nicht. Reichen sie doch jemandem einen 10 Euro Schein… Sie werden sehen, wie glücklich diese Person plötzlich werden kann. Aber dann ziehen Sie den Geldschein gleich wieder zurück und Sie sehen plötzlich, wie Unglücklich dieser Mensch wird, obwohl er genauso reich ist wie vorher.

In unserer Gesellschaft sind wir ständig mit anderen in Konkurrenz und streben nach der Spitze. Spitze, das ist oft da, wo wir nie hinkommen, denn immer ist jemand besser als wir. Eine Art Utopie also; aber doch nicht ganz, denn da an der Spitze ist doch Jemand und für diesen Jemand ist der Traum des Spitzenplatzes doch in Erfüllung gegangen, oder? So denken wir, bis wir von der Person an der Spitze hören, dass da oben auch nicht die Glückseligkeit zu finden ist. Die Spitze ist auch kein wirkliches Endziel, denn danach folgt das Ziel, an der Spitze zu bleiben und trotzdem wetteifern wir mit anderen um die Spitze, um dann zu merken, dass es uns am Ende doch nicht glücklich macht. Im übertragenen Sinne… auf einer Spitze zu sitzen ist nicht gerade gemütlich. In Erinnerung bleibt uns aber oft nur die kurze Siegesfeier derer, die die Spitze erklommen haben. Das bleibt in unseren Köpfen haften und macht uns gleichzeitig zu Neidern und Verlierern. Wir merken oft nicht, dass dieser Genuss schnell vorübergeht und wieder von der Angst um den Verlust der höchsten Position eingeholt wird.

Wir vergleichen uns ständig mit Anderen und oft mit denen, die wir über uns sehen. Wir sehen die Anderen öfter als die perfekteren Menschen an, weil wir nicht wissen, was in den anderen vorgeht. Wir sehen nur die Fassade. Aber das, was wir zum Beispiel als einen absurden Gedanken in uns wahrnehmen oder mit der einen oder anderen Körperstelle nicht zufrieden sind… Genau das sehen wir beim Anderen nicht. Aber glauben Sie mir, die Anderen sind auch nur Menschen und oft denken diese Anderen genauso wie wir und ab und zu bohren alle mal heimlich in der Nase.

Und dann gibt es so viele Besserwisser in unserer Gesellschaft, die uns zu niederen Menschen degradieren. Menschen, die uns die Welt erklären und uns die Glückseligkeit versprechen. In hunderten Magazinen wird uns zum Beispiel das Bild des perfekten und glücklichen Menschen eingetrichtert. Magersüchtige Pillenschlucker und „Finger in den Rachen stecker“ zum Beispiel. Sehen sie, statistisch gesehen, ist wohl jeder dritte Mensch in Deutschland übergewichtig und/oder hässlich (Wenn sie gerade zwischen zwei anderen Menschen sitzen… schauen sie mal unauffällig nach Rechts und Links und wenn diese beiden recht ordentlich aussehen, dann sind sie statistisch gesehen ein Looser). Dennoch, bitte nicht den Mut verlieren. Die Besserwisser wollen uns immer einreden, es würde uns an Diesem und Jenem fehlen. Es sind oft dieselben Konsumprediger, die irgendwann als Steuerhinterzieher in den Nachrichten auftauchen. Fragt sich dann nur, ob wir depressiv werden, weil wir die eingeredeten Konsumwünsche nicht erfüllen können (Enttäuschung), oder ob wir depressiv werden, weil der Konsumprediger und Steuerhinterzieher als Strafe nur die Hälfte des ergaunerten Geldes zurückzahlen muss. Als hart arbeitender Maurer, Arzt oder Lehrer kann das nämlich so richtig aufs Gemüt schlagen (Frust). Besserwisser sind doch eigentlich nette Menschen meinen Sie? Besserwisser erklären ihnen die Welt und Sie selber brauchen sich gar keine großen Gedanken mehr machen? Besserwisser sorgen sich um ihr Wohl und um ihr Gehirn… nach dem Motto „je weniger sie ihr Gehirn einsetzen, desto frischer bleibt es“. Im Ernst, nehmen Sie sich doch – um glücklicher zu sein – einmal die Freiheit kritisch zu sein. Darin sind Sie nämlich genauso frei, wie in der Wahl des Magazins, dass sie lesen (bzw. dessen Bilder Sie sich ansehen) und Sie sind im Denken genau so frei wie in der Wahl dessen, welchem Konsumprediger Sie zuhören wollen. An dieser Stelle hätte ich beinahe geschrieben, „Seien Sie doch einfach sie selbst“. Aber das kann man ja auch nicht jedem wünschen, nicht wahr? Mehr Eigeninitiative, Mut und Selbstvertrauen ist erforderlich, um glücklicher zu sein. Wir brauchen nicht mehr Menschen, die uns die Welt erklären, wir brauchen mehr Narren, die die Unbekümmertheit haben, uns die Wahrheit zu sagen.

Eine Wahrheit z.B. ist, dass depressive Stimmungen durch Angstzustände ausgelöst werden. Die Angst an und für sich ist ein natürlicher Schutzmechanismus, also durch und durch gesund. Erst der falsche Umgang mit der Angst führt zu einer Depression. Angst ist ein wichtiges Element der Macht. Kontrolle durch Ängste ist ein bekanntes und bewährtes Instrument von Machtbesessenen. In unserer Gesellschaft wird man mit Endzeitstimmung und Gefahren konfrontiert, die viele Menschen in die Abhängigkeit und in die Depression führen. Angst ist ein bewährtes Mittel, um z.B. bei politischen Wahlen auf Stimmenfang zu gehen. Das Kreuz auf dem Wahlzettel wird nicht mit Vertrauen sondern mit Ängsten gewonnen. Denn vertrauen kann man ja wohl niemandem mehr, oder? Erst Recht nicht den Politikern, richtig? Von den Menschen kann man doch nichts mehr erwarten. Von den Menschen nichts zu erwarten ist doch immer noch die sicherste Erwartungshaltung, nicht wahr? Denn man bekommt das, was man will… man erwartet nichts und bekommt auch nichts, ganz im Sinne der Erwartungshaltung. Nichts zu erwarten kann aber auch nicht das Richtige sein, also heißt das Motto Ängste schüren. Terrorangst, Katastrophenangst, Todesangst, etc…

Apropo Todesangst. Der Tod ist mittlerweile zu einem Tabuthema in unserer Gesellschaft geworden. Dabei sind Menschen, die sich mit der Thematik Tod befassen doch oft zufriedener und glücklicher. Und die, die Todesängste haben, haben auch davor Angst, dass sie sich den Tod gar nicht wegdenken können.

Lernen sie mit ihren Ängsten umzugehen, sonst haben Sie irgendwann so viel Angst, so dass Sie die Bremsen an ihrem Fahrrad abmontieren, weil Sie dann nicht mehr befürchten müssen, dass die Bremsen versagen. Und passen Sie gut auf, denn Ängste, die zu Depressionen führen, führen auch bei manchen Menschen zu Persönlichkeitsspaltungen. Dabei haben viele schon mit nur einer einzigen Persönlichkeit Probleme. Wirklich, fragen Sie einfach mal ihr zweites Ich, der wird es bestätigen.

Und wenn Sie doch nicht schizophren sind, dann fragen Sie doch ihren Partner. Ja ja, gerade diesen Partner fragen… Partner sind ja ein weiterer Grund für eine depressive Grundstimmung. Neid z.B. ist ein Glückskiller. Viele Ehefrauen sind z.B. unglücklich, weil sie auf ihre Ehemänner neidisch sind, da diese glücklich verheiratet sind. Manche sind da ja auch ganz anderer Meinung und behaupten die Hälfte der Männer seien unglücklich, weil sie keine Frau haben. Und die andere Hälfte ist wohl unglücklich weil sie eine Frau haben. Irgendwie scheint immer jemand unglücklich zu sein, oder? Die Beziehung der Geschlechter führt auch sonst oft zu Missverständnissen und hat viele Reibungsflächen, die zu Unzufriedenheit und Lebensverdruss führt. So erfinden Männer zum Beispiel das Geld und die Frauen in der Folge das Geldausgeben.

Oft sind in Beziehungen kleine Missverständnisse Auslöser vom Glücksende und enden in einer Depression. Es geht mit einer kleinen Bemerkung los, wie wenn z.B. die Frau nach Hause kommt und sagt „Schatz, ich komm grad vom Schönheitssalon“ und der Mann antwortet ganz unbedacht „Warum bist du denn nicht drangekommen?“ Und schon ziehen Schlechtwetterwolken auf.

Wie auch immer und wo auch immer die Gründe von Depression liegen, suchen Sie die Glückseligkeit nicht im Wettbewerb mit anderen. Wenn sie wetteifern wollen, dann wetteifern Sie doch einfach mit sich selber. Vergleichen sie ihren Zustand von Heute mit ihrem Zustand von Gestern und versuchen Sie Morgen ein noch besserer Mensch zu sein.

Und das Glück sollten Sie auch nicht in materiellen Dingen suchen. Reich ist jener genügsame Mensch, der weis, wann er genug hat und dankbar ist.

Suchen Sie die Glückseligkeit auch nicht in irgendwelchen Esoterik CDs oder Wohlfühl-Tees. Der beste Tee ist noch der, den man mit guten Freunden zusammen trinkt, ganz egal wie der Tee heißt.

Seien Sie selbstbewusster und umgänglicher. Seien sie ein nützlicher Mensch. Mindestens so nützlich, dass niemand sich darüber freut, wenn Sie mal weggehen. Seien Sie den Menschen dienlich. Wie erlebte doch der beste Mensch ein Glücksgefühl? Er Freute sich stets, wenn er Anderen Freude schenken konnte. In diesem Sinne… viel Glück und Lebensfreude!

Cemil Y?ld?r?m

cemilyildirim@hotmail.com

Publiziert in:  Ayasofya Nr. 28, 2009

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